2024 geht, der Fluss bleibt

Bali. Ende Dezember.

Endlich dort zurück, wonach sich das Herz so lange gesehnt hatte.

Gemischte Gefühle

Letztens saß ich auf der Terrasse. Feuchtwarme Temperaturen. Gedanken, die endlich frei fliegen durften. Fliegen durch das Jahr 2024.

Sonst betäubt die Arbeit. Wie eine starke Sedierung.

Aber nun, immer mehr Stille. Immer mehr Raum.

Wie war 2024? Was nehmen wir mit? Wie geht es weiter?

Fragen, die ich mir auf meinem leeren Blatt Papier und einem Kuli versucht habe, zu beantworten.

Monat für Monat

Ich schreibe Monat für Monat auf einen Zettel.

Was kommt mir in den Sinn?

An was erinnere ich mich überhaupt noch?

Rückblick: Es begann holprig, in Chiang Mai. Ein entzündeter Zeh, eine kalte Atmosphäre. Gefolgt von Streit in Kuala Lumpur. Lebensmittelvergiftung auf Bali. Eine Bruchbude auf Phuket. Ein Aufatmen Ende April in Pattaya. Eine schwere Rückkehr nach Deutschland, fremd im eigenen Land, aggressive asoziale Nachbarn, der Wunsch, wieder zu gehen. Die ARD, der Hass und unterschwellige Neid, der uns mit voller Wucht entgegenkam. Und gleichzeitig das Wissen – die Distanz zur Familie, zu Freunden tut weh. Und die Erkenntnis: Egal, wo wir sind, irgendetwas fehlt immer.

Erneuter Aufbruch – Keine 12 Monate mehr …

Im Juni fiel schließlich die Entscheidung, ein nächstes Abenteuer zu planen: Die AIDA Weltenbummler Fahrt um Südafrika rundum. Gefolgt von jeder Menge Asien. Denn: Wir halten Deutschland keine 12 Monate aus. Die langen Gesichter, die schlechte Stimmung, die Feindseligkeit.

26.Oktober – AIDA Ahoi!

Der 26. Oktober ist der Startschuss.

Nach (auf den Tag genau) einem halben Jahr in Deutschland brechen wir erneut auf.

Blank liegende Nerven, denn: Unser Zug fällt aus. Aber irgendwie schafft es die Deutsche Bahn dann doch noch, uns nach Hamburg zu bringen.

Als wir mit dem Taxi im dichten Nebel am Hafen ankommen, kann man sie schon erahnen, die AIDAprima.

Befreiung – 42 Tage auf See

Auf das Schiff zu gehen, fühlt sich herrlich abenteuerlich und befreiend an.

In unsere Kabine verliebe ich mich direkt! 700 Euro Aufpreis haben wir für ein Fenster bezahlt. Vermutlich hätten wir es für den Preis kaufen können. Aber: Es hat sich gelohnt! Oft sitze ich hier, blicke auf den Ozean und komme wieder bei mir an. Oder bei meiner Arbeit, die immer auf Reisen mit dabei ist.

In Afrika ist es warm, haben sie gesagt …

Wir haben kaum warme Kleidung dabei. Wozu auch? Wir fahren ja nach Afrika … (lach)

Als wir die Kapverden verlassen, wird es bitter kalt. Lange Zeit, bis wir schließlich Kapstadt erreichen.

Schließlich breitet sich die AIDA Krankheit aus, ein ganzes Schiff, das hustet. An jeder Ecke, überall. Manuel liegt flach. Eine ganze Zeit geht es ihm nicht gut. Eine Viren- und Bakterienschleuder, die sich dort auftut.

Schlimmer als RTL am Nachmittag

Das Publikum in Teneriffa wechselt.

Zunächst sind noch einige junge Leute am Schiff. Doch ab Teneriffa gleicht die AIDAprima einem Altenheim auf dem Meer. Soll ja sogar erschwinglicher sein als ein Seniorenheim. Transreisen sind günstig, so kommt eines zum anderen.

Als uns ein Herr bittet, den Laptop zuzuklappen, bestätigt sich unser Eindruck. Wir passen hier absolut nicht rein! Unsere Buchung kam wohl mindestens 40 Jahre zu früh.

Und nicht nur das Alter ist etwas, was uns unterscheidet. Auch das Publikum an sich scheint wenig gebildet, liebt den Fruchtcocktail am Morgen und hat im Schnitt 30 Kilo zu viel auf den Rippen. Pommes und Nutella lassen grüßen … wir hören Tische sagen „die Schlanken da drüben“. Schlank sind wir nun wirklich nicht.

Hier ein paar schöne Momente der ersten Stopps…

Eine neue Liebe … hallo Kapstadt!

Zwischenzeitlich sind wir gefrustet. Ja, einige Stopps sind wirklich beeindruckend. Angefangen bei A Coruna, über Lissabon oder Teneriffa. Die hohe Geschwindigkeit, das Publikum, das Wetter und Manus ewiges Kranksein setzen uns zu.

Erst als wir Kapstadt erreichen, ändert sich manches schlagartig.

Nach knapp 2 Stunden Anstehen zur Einreise, gehen wir das erste Mal über die V&A Waterfront.

Und: Entdecken eine kleine neue Welt! ♥️

Die Natur = Ein Geschenk

Gerade noch rechtzeitig erreichen wir das Boot, was uns zu den Meerestieren bringen soll.

Der raue Atlantik …

Unser Guide erklärt, dass er Uhrzeiten als Richtungsangaben rufen wird. 12 Uhr bedeutet: direkt voraus. Ich habe Angst. Der Atlantik ist rau und das Schlauchboot winzig klein. Aber ich überwinde mich. Ertrage den Wellengang. Und werde belohnt …

Unzählige Delfine, Robben und Pinguine zeigen sich auf dieser 2-stündigen Fahrt. Wir kommen den Tieren unglaublich nah. Ich kann sie fast berühren. Mir stehen die Tränen in den Augen und ich sage zu Manu, das wäre einer der schönsten Tage meines Lebens gewesen. Dieses Gefühl trage ich weiter in mir.

Die Schönheit der Natur ist nicht zu übertreffen!!

Der Tag ist noch nicht zu Ende …

Es geht weiter auf einen ganz besonderen Markt und nach Camps Bay, was mich erneut total positiv umhaut. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Das mächtige Bergpanorama, was dich in Kapstadt immer begleitet, gepaart mit so viel Grün, Afrikanischen Gesängen und Tänzen sowie den netten Cafes am Straßenrand.

Ich fühle Fülle. So viel Leben.

Am zweiten Tag erkunden wir das Umland, haben einen privaten Fahrer. Es geht Richtung „Kap der guten Hoffnung“ und allem, was dazwischenliegt. Am Abend ziehen wir auch schon wieder weiter.

Mit der Erkenntnis, dass die Natur ein riesiges Geschenk ist und Kapstadt ein kleines Paradies auf Erden.

(Wir würden jederzeit wieder kommen!)

Giraffen Walk

Nächste Station – Port Elizabeth: Ganz ruhig gehen wir hinter Hendrik.

Wir schleichen durch die Büsche. Bis wir plötzlich direkt vor ihnen stehen. Bis zu 6 Meter werden sie groß. Mir stockt der Atem. Sie sind so anmutig, so ruhig, so friedvoll. Die Giraffen. Gehen einfach vor uns, so langsam an uns vorbei. Ein Moment, der bleibt, der sich einbrennt.

Es ist unser erster Safari-Tag.

Schon zu Anfang, nach wenigen Minuten, zeigen sich im Addo Elephantpark zwei Löwen. Dazu gesellen sich Füchse, Zebras, Elefanten natürlich, Büffel, Springböcke. Besonders beeindruckend: Bleibt für uns das Giraffen-Erlebnis!

(Die Giraffen haben wir übrigens nicht im Addo direkt gesehen, sondern in einem privaten Reservat des Anbieters.)

Das Ende unserer AIDA Workation …

Nach unserem Stopp in Port Elizabeth geht alles recht schnell.

Mauritius und La Reunion ziehen an uns vorbei. Zweiteres war gar nicht geplant und wurde spontan zwecks verspäteter und umgeleiteter Essens-Lieferung vom Kapitän mit eingeplant.

Noch wenige Seetage, bis wir Dubai erreichen. Und so folgt der Abschiedsschmerz. Vor allem von den Menschen, denen wir begegnen durften. Wir verlassen eine ganz eigene Welt, mit eigenem Fernsehprogramm und einer ganz anderen Art der Gemeinschaft.

Dubai – So viel Kälte

Wolfi und Felomina verabschieden uns noch. Winken uns mit Taschentüchern nach (danke ihr zwei, wir haben euch tief ins Herz geschlossen). Mit schweren Beinen verlassen wir das Schiff und wissen nicht, was uns nun erwartet.

Kurz darauf sitzen wir im Taxi. Nichts als Wüste und hohe Gebäude. Viel Luxus(-gehabe). Staub in meiner Nase. Manu kämpft mit den Klimaanlagen. Noch nie habe ich mich so unwohl gefühlt. Eine ganz andere Gesellschaft. Weder in Afrika noch in Asien war es innerlich so so kalt.

Mich bestätigt diese Reise in so vielen Hinsichten. Vergiss Luxus. Natur erfüllt. Herzlichkeit erfüllt. Menschlichkeit erfüllt. Aber Dubai? Hier wollte ich nur noch weg. Jede Sekunde.

Flugangst und ein Miauen …

Ich quietsche! „Are you ready for Bali? The Cat is waiting for you“ schrieb Therrie. Tränen, Freude, meine Sissi. Endlich wieder in greifbarer Nähe. Ich war sowas von bereit!

Uns trennten nur noch 10 Stunden Flug. 10 Stunden Turbulenzen, die ich aushielt. Krank, so krank von Dubai.

Wenn du etwas willst, setzt du Kräfte frei. Und: Bali hat uns geheilt. Nach wenigen Tagen waren wir auf den Beinen, endlich wieder die Alten, endlich wieder innerliche Ruhe. Aber auch Raum für Gedanken, für Zweifel, für „wie wollen wir weitermachen“.

Und es dauerte nur wenige Stunden, bis es an unserer Tür miaute

Folge dem Fluss des Lebens. Folge deinem Herzen!

Was nach einem Spruch aus der Bunten klingt. Hat doch ganz viel Wahres.

Wenn ich etwas aus dem Jahr 2024 mitnehme, dann, dass das Leben fließt.

Immer, jeden Tag.

Du fließt jeden Tag in ein neues „Ich“ hinein.

Morgen bist du nicht mehr der von gestern. Morgen begleiten dich andere Menschen, andere Herausforderungen, andere Gedanken. Und das ist OK so. Lass dich treiben, wehre dich nicht dagegen und folge deinem Gefühl. Es bringt dich genau dorthin, wo DU sein sollst.

Wasser ist nicht aufzuhalten. Festhalten zwecklos.

Vertraue dem Fluss. Dem Fluss des Lebens.

Keine Pläne für 2025

So lege ich den Stift nieder, der Zettel mit den guten Vorsätzen bleibt leer.

Ich bin mir sicher: Auch 2025 hat einen Plan für uns. Einen, den wir heute noch nicht schmieden können.

Wünsche euch von Herzen einen guten Start ins neue Jahr!

Eure Nicole

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert