Verschlafenes Chiang Mai

„Die ist aber ganz schön hart“, sage ich zu Manuel. Der erste Betten-Test glich einem Bretter-Test. Die Matratze unter mir gab keinen Millimeter nach. Wie Holz. Prima, die Unterkunft war für 28 Tage gebucht.

Wie in Kuala Lumpur

Wenige Wochen zuvor stand ich vor demselben Problem. Tagelange hatte ich heftige Rückenschmerzen und mich im Bett gekrümmt. Da die Unterkunft schon bezahlt war, hatte ich auch hier keine Option. Die ersten Nächte verbrachte ich auf der viel zu kurzen Couch. Aber es ging! Mit ein paar Rückenübungen und einem Topper wurde es besser.

Wait, I come!

Die erste Nacht verbrachte ich auch in Chiang Mai auf der Couch. Ich dachte gar nicht großartig darüber nach. Das war eben die einzige Lösung, die ich für den Moment hatte. Reisedecke sei Dank war es erträglich. „Bin stolz auf dich, hast gar nicht gejammert“ war die Reaktion von Manuel. Wenigstens einer, der meinen „Fortschritt“ (=Frusttoleranz) sah und würdigte. Manuel hatte am selben Abend noch unsere Vermieterin kontaktiert. „Wait, i come“ waren ihre Worte. 5 Minuten später klopfte es an der Tür. Sie prüfte, verstand und organisierte einen genialen Topper. Unsere Nächte waren gerettet!

Hochgeklappte Bürgersteige

So ungemütlich die erste Nacht in Chiang Mai war, so grauenhaft war auch der Flug dorthin. Lange Wartezeiten, heftige Turbulenzen, ein halber Stuhl im Flugzeug. Von Bali aus ging es erstmal Richtung Bangkok. Dann warten. 5 Stunden. Dann Chiang Mai. 12 Stunden Reisezeit. Eigentlich ganz ok, aber gefühlt zog es sich wie Kaugummi. Am Flughafen Chiang Mai selbst haben wir unser Gepäck schnell und laufen weit bis zum nächsten Grab Pickup Point. Dann sind es nur noch 10 Minuten, die uns vom Astra Sky River trennen. Die Straßen: Alle leer! 22 Uhr. Nichts hat offen. Wo waren wir denn hier gelandet??

Sushi gegenüber

Gut, dass wir im Flugzeug noch Essen bestellt hatten. Satt waren wir. Aber Wasser brauchten wir dennoch. Direkt gegenüber vom Astra Sky River befindet sich ein 7/11 (typischer „kioskähnlicher“ Supermarkt). Hier bekommen wir Erdnüsse, Klopapier und besagtes Trinkwasser. Reicht – fürs Erste! Wir schauen links, wir schauen rechts. Keine Lokale. Am nächsten Morgen hoffen wir auf mehr Ausbeute. Und wir werden fündig. In unserer unmittelbaren Nähe befinden sich zwei Läden, die uns wohl öfter sehen werden. Zum einen ein Sushi-Laden, der wirklich grandioses Sushi zaubert. Und zum anderen …

Wooden Door

Etwas versteckt entdecken wir gleich nebenan das Wooden Door Cafe. Der Name ist Programm. Große, schwere und vor allem wunderschöne Holztüren. Wir werden herzlichst begrüßt und verstehen kein Wort von dem, was die Bedienung sagt. Englisch ist hier oftmals schlecht bis miserabel. Je weniger Touris, desto schlimmer. Egal, die Karte ist lesbar. Endlich bekommen wir einen annehmbaren Kaffee. Endlich haben wir eine Kuchenauswahl. Mit dem Zusatz: Eine Kuchenauswahl, die schmeckt (in Asien höchst selten)! Endlich können wir Frühstück bestellen. Die Gerichte sind schön angerichtet. Mein Omelette tropft nur leider vor Fett. Ich sehe meine abgenommenen Kilos von Bali schwinden. Es wird jedenfalls nicht leicht, mein Gewicht zu halten.

Gesunde Alternativen?

Schwer zu finden. Entweder, du gehst in einen super fancy veganen Laden, den Manuel nicht besucht. Oder du gehst eben fettig und ungesund essen. KFC, Burger King und Mc Donalds an vielen Ecken. Und: Fleisch, ganz viel FLEISCH. Dazwischen gibt es nicht allzu viel. So meine erste Erfahrung hier in Chiang Mai und anderen Teilen Thailands. Einen Laden entdecken wir dann doch noch, der annehmbar ist. Ich hoffe, dass sich noch ein paar dazugesellen.

Entzündetes Nagelbett

Und weil die Umstellung und die Ernüchterung über das Essen noch nicht reichen, erschwert uns mein großer Zeh den Start. Vor einigen Wochen hatte ich mich beim Nägel schneiden verletzt. Halb so wild, dachte ich! Wie ein Indianer halte ich das schon aus. Aufs Laufband verzichten? Niemals! Doch mit jedem Mal Gym wird es schlechter. Entzündung. Blasen. Am Ende Eiter. Also kein Gym mehr. Oh nein!!! Nicht schon wieder … von selbst wurde es dennoch schlimmer.

Als ich es nicht mehr aushalte (ja so ein Nagel kann arg weh tun!), suche ich einen Arzt. Zunächst sieht es so aus, als hätte unser Homestay-Papa einen Arzt des Vertrauens. Der hatte aber eine Zeremonie (typisch für Bali). Also ab zur überteuerten Klinik. Toll in Bali: Du kannst den Praxen allen per WhatsApp schreiben und einen Termin vereinbaren. Feiere ich! Im Grunde humple ich nur über die andere Straßenseite und schon sind wir dort. Ich darf direkt ins Behandlungszimmer. Eine Ärztin nimmt sich liebevoll Zeit. Sie säubert alles, erklärt mir, was ich zu tun habe. Die Ernüchterung: Ich soll Antibiotika nehmen. Ich bin absolut kein Fan davon! Möchte aber auch endlich diese Schmerzen loswerden.

Also schlucke ich das Teufelszeug, verbinde meinen Zeh täglich neu und bin schließlich wenige Tage darauf flugtauglich für Chiang Mai. An den Flughäfen müssen wir viel laufen. 10.000 Schritte sind ratz fatz auf der Uhr. Und so wird es erstmal wieder schlimmer. Die Schmerzen kommen zurück. In Chiang Mai selbst gehen wir erstmal so wenig wie möglich zu Fuß. Eine zusätzliche Herausforderung, die uns den Start erschwert.

2.000 Baht für 14 Tage

Naheliegend ist, dass wir schnell einen fahrbaren Untersatz brauchen. So kann ich meinen Fuß entlasten. Manuel googelt einen Verleih ganz in der Nähe. Dieser hat Angebote für einen ganzen Monat. Perfekt für uns. Nach wenigen 100 Metern sind wir dort. Angeblich gebe es den Roller nur für maximal 14 Tage. Und somit deutlich teurer, als an seiner Ladentür steht. Wir überlegen kurz und beschließen dann weiterzugehen. Ich mache einen anderen Verleih am anderen Ende der Stadt ausfindig. Manuel ist skeptisch, beugt sich aber meiner Idee.

2.900 Baht für 30 Tage

Ha! Ich hatte den richtigen Riecher. Der Roller bei Verleih B kostet über 30 Euro weniger. Das klingt kleinlich, ist es auch. Wir sind manchmal zu frugal. Es stellt sich heraus: Der Preis hat mit dem Alter zu tun. Der Roller hat fast 70.000 Kilometer runter! Entsprechend ruppig geht die Kupplung. Entsprechend angenehm wird die Fahrt nach Hause. Aber hey, jetzt sind wir mobil!

Crumble-Time

Die neue Freiheit möchten wir direkt mit einem Kaffee begießen. Also bahnen wir uns unseren Weg zum Secret Cafe. Die Navigation auf dem Rücksitz ist gar nicht so einfach. Manuel möchte immer konkrete Ansagen. Aber wie viel Meter sind das denn jetzt noch bis zur Kreuzung?? Und ist es diese oder doch die nächste Abfahrt?? Der Anfang in einer neuen Stadt ist immer schwer. Zum Glück ist Chiang Mai (zumindest im Kern) nicht allzu komplex. Vieles spielt sich in einer Art Quadrat ab. Und so finden wir auf Anhieb das besagte Cafe. Der Crumble – göttlich!

„Den Pool hatte ich mir anders vorgestellt“

Vor unserer Spritztour hatten wir das Astra Sky River erkundet. Prunkvoll auf den Bildern. Ganz viel mehr Schein als Sein. Als wir uns den oberen Bereich mit Pool, Fitness und Coworking näher anschauen, stellen wir fest: Nicht so wie erwartet. Für etwa 500 Wohnungen stehen 3 Liegen bereit. Keine weiteren Sitzgelegenheiten. Der Pool: Hat Abtrennungen. Nichts mit 200 Meter durchschwimmen. Die Sauna: Getrennt für Männlein und Weiblein. Zudem ist es erstaunlich kalt in Chiang Mai! Unsere Lust zu baden hält sich in Grenzen. Dieses Mal ist es sogar Manuel, der meint, es würde ihm nicht so gefallen. Die Wohnung war modern, zweifelsohne. Aber nicht das, was wir für den hohen Preis erwartet hatten.

Nur am Meckern?

Erwischt! In der Tat werden wir wählerischer. Wissen genau, worauf wir nicht verzichten wollen. Nehmen nicht mehr alles in Kauf und überlegen sehr genau, wie lange wir wo nächtigen. Jeder Umzug ist anstrengend. Jede Eingewöhnung kostet Kraft. Bis wir uns auskennen, vergehen jeweils mehrere Tage. Für uns würde es nicht in Frage kommen, schnell zu reisen. Wir lieben unser Tempo.

Ausblick: Eine besondere Begegnung und etwas andere Weihnachten

Wie ging es weiter? Im nächsten Beitrag erzähle ich euch von einer ganz besonderen Begegnung und einem etwas anderen Weihnachten. Liebe auf den zweiten Blick? Es bleibt spannend.

Danke fürs Lesen!

Eure Nicole

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