Deutschland war ein Kulturschock

Mitte Juni. Winterjacke. Und das Gefühl, in die falsche Richtung geflogen zu sein.

Zurück nach 1 Jahr Asien …

Am 24. April betreten wir nach einem Jahr Asien wieder deutschen Boden. Kein Weiterflug-Ticket! Lange habe ich versucht mir auszumalen, wie es werden würde.

Wie bei unserem Heimatbesuch nach 3 Monaten?

Definitiv – nicht!

Gefühlschaos pur! Aber fangen wir ganz von vorne an.

24. April, München Airport: Am Kofferband dauert es ungewöhnlich lange. Nach einer halben Stunde ist es dann soweit – ich laufe meinen Eltern entgegen. Das erste Mal seit Monaten. Tränen. Herzlichkeit. Erleichterung. Alles, was so so sehr fehlte!

Familie gibt es nur einmal

Wärme von Eltern ist unersetzlich! Kein Band ist enger. Mein größtes Learning. Etwas, was sich in mein Hirn einbrennt. Familie = das aller Allerwichtigste! Auch jetzt, viele Wochen nach der Rückkehr. Es zieht mich nach Alburg. Und ich genieße JEDEN Moment mit ihnen!

Der Geruch unserer Wohnung

Als ich unsere Wohnung aufschließe, liegt direkt ein gewohnter Duft in der Nase. Unser Duft. Mein ganzer Körper entspannt sich. Wie schön ist es bitte, ein Zuhause zu haben? Einen Ort, der einen zu jeder Zeit willkommen heißt? Ganz ohne Buchung. Da ist Dankbarkeit in jeder Faser. Und die Erkenntnis, dass Reisen alleine nicht glücklich macht. Mich zumindest nicht.

Erste Ernüchterung

Wo ist der Pool? Die Natur? Die Wärme? Die herzlichen Leute? Das Abenteuer?

Nach der ersten Euphorie folgt die harte Ernüchterung.

Haushalt ahoi! Dicht gefolgt von Mehrkosten, Miesepetrigkeit und Ämterkrieg. Nachbarn, die abends arabische Operngesänge veranstalten oder spielsüchtig sind und lauthals fluchen „Alter, was sollen das“ oder auch die vom Betreuungsverein, die ihren Sohn anschreit (der unseren Briefkasten mit Erde bemalt). Rücksicht? Fehlanzeige! Genau davor hatte ich riesigen Respekt …

Die kleine Nicole möchte bitte aus Deutschland abgeholt werden!!!

Reverse Culture Shock

So nennen es die Experten. Je länger man weg ist, desto härter der Aufprall. Na wenigstens hat das Ding einen Namen. Macht es irgendwie leichter. Erklärbar. Auf LinkedIn teile ich meine Gedanken und bekomme diesen Begriff oft zu lesen. Es geht also nicht nur uns so. Trostpflaster.

Beleidigte Autobatterien & Krankenkassen-Club

Die Autobatterie fand unsere Abwesenheit nicht so cool … also kommen wir mit Fremdstart gerade so zur nächsten Werkstatt. Die Servolenkung verabschiedet sich auf dem Weg dorthin regelmäßig, weil: Batterie TOT!

Bei der Krankenkasse scheinen auch weniger lebendige Zeitgenossen vertreten zu sein, denn: Mein Antrag liegt WOCHEN. Ungelogen, ich habe 5 mal nachgerufen und 5 unterschiedliche Aussagen erhalten. Von „Ihr Bescheid liegt in der Post“ bis zu „Sie sind noch nicht mal auf dem Bearbeiten-Stapel“. Na was denn jetzt. Kann sich mal bitte jemand entscheiden? Mitte Juni (7 Wochen nach Rückkehr) ist es dann soweit. Ich darf ein Vermögen zahlen! Wuhuuu! Endlich wieder im Club …

Das Schlimmste …

Das Schlimmste am Heimkommen? Das Gefühl, hier nicht mehr hinzupassen. Das Gefühl, ein eigenartiger Alien zu sein. Ein Puzzle-Stück, das wohl zu einer anderen Schachtel gehört.

Wie viele Digitale Nomaden leben wohl in Straubing … wir kennen – niemanden. Nicht ansatzweise. Das macht verdammt einsam. Mit wem teilst du deine Sorgen? Wer versteht dich? Wer ist noch nicht in der „ich werde Mama und kenne kein anderes Thema mehr“-Phase (bitte nicht falsch verstehen, wir sind da nur noch nicht!) …

Wir finden Halt. Ein Paar hat uns nicht vergessen. Wir sind und bleiben die Finanz-Würmchen (lange Geschichte, treffen uns zufälligerweise oft bei Regen und haben alle ein Optionsdepot). Ein starkes Vierergespann, das ähnliche Ziele verfolgt. In eine Richtung strebt. Und dabei eine Menge Spaß hat. DANKE Leute, ohne euch wärs halb so schön!

Und nun? Die Sinnkrise

Wir verbringen viel Zeit in der Wohnung. Eigentlich den ganzen Tag. Weil: Alles Wucher! Für 2 Kaffee mit EINEM Brot werden wir 17 Euro los. What? Preis-Leistung? Also koche ich wie wild. Jeden Tag. Nach wenigen Wochen macht sich Unzufriedenheit breit.

Wars das jetzt?

Jeden Tag – aufstehen, kochen, arbeiten, Sport, schlafen.

Repeat. Bis wir sterben?

Sparen macht süchtig

Es fällt mir unglaublich schwer, in Deutschland Geld auszugeben. In Asien waren die Preise herrlich niedrig. Und hier fühlt es sich so an, als hätte mir jemand die Einnahmen um 70 % gekürzt (obwohl steigend). In Asien reich – in Deutschland habe ich Mühe, meine Sparquote hochzuhalten (50 % +).

Und so dreht sich der Kreislauf:

Wir machen wenig, weil alles teuer >> Das macht das Leben auf Dauer etwas eintönig >> Der Wunsch nach Abwechslung dringt durch >> Dann werden Preise von Hotels und Co. gecheckt >> mit dem Resultat, dass wir doch lieber Zuhause bleiben. Weil … na, du weißt schon.

Der Reichste am Friedhof …

… kann aber auch nicht das Ziel sein!

Wir sind noch auf der Suche. Auf der Suche nach unserem Platz. Im freien Fall. Noch überfordern 69.875.445 Möglichkeiten (doch eine Kreuzfahrt, oder doch eine größere Wohnung, oder doch klassisch Malle, oder doch direkt wieder aufbrechen, und wie war das mit Haustieren, ahhhh!!). Ein Fernglas und die Chance, neue Wege einzuschlagen. Verrücktes zu tun. Oder doch einfach sesshaft einen Kleingarten zu pflegen.

Alles ist möglich.

Deine Nicole

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