Auf der Flucht

In meinen Gedanken packe ich bereits.

Möchte fliehen, ganz weit weg. Viel weiter, als es Corona zulässt. Ich bin falsch hier. Zu viel ist in den letzten Monaten passiert. Zu viel erdrückt uns. Eine Ansammlung von schmerzvollen Gefühlen. Immer wieder wegen derselben Situation. Es wird nicht besser, ganz im Gegenteil. Habe deinen Anweisungen Folge geleistet. Sie kennengelernt. Und als gefährlich eingestuft. Was hätte diese Begegnung einfacher machen sollen? Es waren mehrere dieser Art. Keine hat mich beruhigt. Eine Vielzahl an Erinnerungen kommen hoch.


Du hast mich in der größten Not sitzen gelassen.

Du hast meinen Selbstwert mit Füßen getreten. Mit Worten zerfetzt. Aus meinem Leben würde nichts werden. Mein Schicksal sei besiegelt. Urlaubsstorno. Meine Sachen vor der Türe. Du hast dich immer wieder für sie entschieden. Für diese Freundschaft. Es gab Zeiten, da war es leichter zu ertragen. Und wieder Zeiten kaum auszuhalten. Sie hat nie akzeptiert, dass es mich jetzt gibt. Dass ich Bedeutung in deinem Leben habe. Denn sie hat es nie so weit geschafft. Versteht nicht, was an mir besser ist als an ihr.


Ich merke, wie es mir Kraft raubt.

Diese immer wiederkehrenden Gedanken. Die Ängste. Die Eifersucht. Die Abneigung. Merke, wie es dir Kraft raubt. Wie nahe sie dir steht. Das Rad dreht sich immer wieder neu. Alle Alarmglocken schrillen. Raube dir nur Zeit. Denn wenn ich ehrlich zu mir bin, werde ich damit nicht zurecht kommen. Eure Freundschaft ist belastet. Du warst genau das, was sie gesucht hatte. Ein anständiger, netter, normaler Kerl. Ihr Wesen war dir zu lebendig. 5 cm zu groß für deinen Geschmack. Habt es mehrere Monate versucht. Bis du den Riegel vorgeschoben hast. Sie hat um dich gekämpft. Hat deine absurden Argumente entkräftet. Und dann vermutlich gelitten, wie ich gelitten habe. Das verbindet uns auf eine traurige Art und Weise.

Deine radikale Art hat schon viele Menschen verletzt.

Und weitergebracht, weil du niemanden unnötig aufgehalten hast. Habe mir versucht einzureden, die „Gewinnerin“ in diesem Spiel zu sein. Weil du dich für mich entschieden hast. Aber bin ich das wirklich? Oder nur weiter in deinen Fängen? In deinem starren, unveränderbaren System. Jeder Schritt in der Zukunft verplant. Ist das dann noch mein Leben? Oder leben wir gemeinsam deines? Bin ich noch bei klarem Verstand? Oder vernebelt vom Oxytocin? Ich weiß es nicht. Mir fehlen Antworten. Fühle mich orientierungslos. Haltlos.


Wie weit für die Liebe verbiegen?

Ein anderer, besserer Mensch werden? Unsere Grenzen überwinden? An uns arbeiten? Über etwas hinwegsehen können? Egoismus ablegen? Ab wann sind wir nicht mehr wir selbst. Und wann müssen wir einsehen, dass es Zeit ist weiterzugehen. Weil die Kraft, die wir dafür aufwenden müssten, nicht ausreicht. Wann heißt Liebe auch Akzeptanz. Wie viele Kompromisse sind zu viele? Und gibt es so etwas wie einen Seelenverwandten oder doch alles nur eine Sache der inneren Einstellung? Ich dachte, ich hätte ihn in dir gefunden. Trotz aller Unterschiede. Trotz aller Streiterein. Denn wer streitet, dem liegt auch was am anderen. Dem liegt etwas an der Verbesserung der Situation. Habe die Zeiten mit dir an meiner Seite genossen. Aber vielleicht ist es eine Illusion zu glauben, dass es einen solchen gibt. Diesen Seelenverwandten.

Denn der Mensch, dem wir am nächsten sind, sind immer wir selbst.

Danke fürs Lesen,

Eure Nicole

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert