Eine warme Brise

Eine warme Brise weht mir auf dem Rad entgegen. Fahre ausgelassen in Schlangenlinien Richtung Heimat. Welch magische Wirkung die Abende des Spätsommers haben. Um mich herum goldgelbe Felder. Die Bäume rauschen so herrlich im Wind. Ich kreuze eine Pferdekoppel, aufziehende Vogelschwärme, Katzen, die nach Beute Ausschau halten. Beobachte einen Feldhasen beim Genuss seiner Freiheit. Ich sauge meine Umgebung förmlich auf. Lange war ich nicht mehr so bei mir wie heute. Es ist „Nicole“-Tag, ein Tag ganz für mich alleine.

Weitsicht erdet

Zunächst traue ich dem Wetterbericht nicht. Dann breche ich doch auf, packe meinen Rucksack und mache mich auf den Weg Richtung See. Die Strecke dorthin ist verhältnismäßig ruhig und wenig befahren. Nach etwa 30 Minuten erreiche ich mein Ziel. Zu meiner Freude hatten nur wenige dieselbe Idee. Raum für mich, für meine Gedanken. Keine Hektik, keine störenden Geräusche. Breite meine Decke in Wassernähe aus, mache es mir im Schneidersitz bequem und blicke über den See. Aufgrund des starken Winds ist die Oberfläche rege in Bewegung. Das Schilf biegt sich in alle Himmelsrichtungen. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich liebe diese Stimmung. Alles scheint in Bewegung zu sein.

Eine stabile Verbindung

Für mich ist diese Zeit am See eine unglaublich Wertvolle. Nichts könnte mich in diesem Moment zufriedener stimmen. Eine Verbindung mit mir und meinen Gedanken aufzubauen, ist das größte Geschenk. Ganz bei mir sein. Das bin ich im Alltag viel zu selten. Auch wenn ich mich bemühe, es gelingt mir nicht. Zu viele Einflussfaktoren stören. Der morgendliche Wecker, der zum Dienst ruft. Noch schnell die Fassade aufrecht erhalten, Schminke auflegen. Für das Frühstück bleiben 10 Minuten. Ein Abschiedskuss an der Tür und es warten 8 Stunden Büro auf mich. Immer lächeln, immer alles mit besten Wissen und Gewissen erledigen. Mittags schnell ein ungesunder Snack, um den Hunger zu stillen. Gegen 17 Uhr heimkommen, von den Strapazen runterkommen und für den neuen Tag bereit machen. Diesen Kreislauf habe ich in der Mitte der Woche durchbrochen.

Immer wieder mittwochs

An Tagen, die von mir selbst strukturiert und auf meine Bedürfnisse abgestimmt sind, fühle ich den Unterschied. Jegliche Anspannung fällt von mir. Fällt weit nach unten. Ich habe einen Kopf für die schönen Dinge, bin kreativ und lebensfroh. Koche gesund, was mir mein Körper mit einem guten Gefühl quittiert. Schaffe innerlich und äußerlich Ordnung. Höre inspirierende Podcasts von inspirierenden Menschen. „Ich bin doch keine Maschine“ von Tim Bendzko tönt aus meiner Bose Box. Dieses Gefühl könnte kein Luxus der Welt wett machen. Mittwoch ist mein freier Tag. Freie Tage bedeuten, weniger Geld zu verdienen. Weniger Geld zu verdienen bedeutet, weniger ausgeben zu können. Ich habe gelernt, zu verzichten.

Zeit ist unbezahlbar

Egal, wie viel mich diese Mittwoche kosten, ich habe es noch keinen einzigen bereut. Für mich ist Dienstag schon ein bisschen wie Freitag. Nie länger als zwei Tage am Stück arbeiten. Nie lange die Verbindung verlieren. Schnell wieder auftanken. Das ist ertragbar! Das ist der Deal, den ich im Moment in Kauf nehmen kann.

Aber auf was verzichte ich eigentlich genau? Wie sieht meine Ausgaben-Liste aus? Und ist das machbar? Das werde ich euch im nächsten Beitrag in einer detaillierten Ausgaben-Rechnung aufzeigen.

Teilzeit wird in Deutschland oft noch als Schwäche angesehen!

Lasst uns das Mindset ändern! Teilzeit sollte eher die Regel als die Ausnahme sein. Kein Mensch ist für eine 60 Stunden Woche gemacht! Der Körper leidet früher oder später. Zuerst ganz leise, irgendwann immer lauter. Gebt euch Raum, eurer Gesundheit und euren Gedanken. Eurem Leben, so wie ihr es gestalten wollt. Leider höre ich oft Kommentare wie „In deinem Alter schon!“ oder „Wie kannst du dir das leisten?“.

Meiner Meinung nach kann jeder, der will!

Jeder, der gewillt ist, Dinge anders zu tun als andere.

Danke fürs Lesen,

Eure Nicole

2 Kommentare

  1. Steffi Huber

    Das was für dich der See ist, sind für mich die Berge. Dort bin ich auch völlig losgelöst von Sorgen und Ängsten und absolut im Hier und Jetzt ?

    • Liebe Steffi, vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Jeder hat seine eigenen Kraftquellen. Diese zu kennen ist viel wert! Die Berge strahlen Stärke aus, von oben relativieren sich Ängste & Sorgen. Würde mich freuen, wenn wir mal gemeinsam gehen um uns vom Alltag zu lösen, liebe Grüße, deine Nicole

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