Renovierungsbedürftig

Anfang Juli 2022: Die Ankunft in der Heimat fühlt sich unerwartet leicht an. Die Angst vor dem Heimkommen, dem erneuten „Ausgelaugt sein“, dem „Funktionieren“ quält mich. Beim Betreten unserer Wohnung fühle ich dennoch diese unerwartete Leichtigkeit. Keine Schwere. Der Geruch ist ein vertrauter Bekannter. Wir stehen eine Weile im Flur und lassen alles auf uns wirken. Als wären wir noch nie hier gewesen.

Alles auf Anfang. Resetknopf!

Die Rückreise in den Knochen. Ich lege meinen Kopf auf Manuels Schulter. Er drückt mich fest an sich und wir wissen, dass es jetzt vorbei ist. Noch sind wir nicht in den Fesseln des Alltags verstrickt, noch genießen wir die Entspannung, noch blühen unsere Ideen wie große, wunderschöne Blumen auf einem weitem Feld.

Wehmütig leeren wir unsere Koffer. Ein Tag bleibt, um uns wieder an die Gegebenheiten des Hamsterrads zu gewöhnen. Die Zeilen des Schreibens geben uns Kraft, lassen uns das Gefühl der Leichtigkeit länger bewahren und unsere Pläne bereits heute ein Stück leben.

Alles läuft!

Organisation gehört zu unseren Stärken. Mittags sind die ersten Maschinen gewaschen, der Kühlschrank gefüllt und das Training aufgenommen. Zu meiner Freude treffe ich Dani im Fitnessstudio. Sie begrüßt mich mit einem breiten Lächeln und einer großen Portion Herzlichkeit. Ihre Augen strahlen mich an. So füllt sie mein Herz und entschädigt den bevorstehenden Aufprall auf der harten Realität.

Ihre Prinzregententorte“

Die nette Dame aus dem Cafe Schmidt überreicht mir mit Stolz die bestellte Kalorienbombe. Etwas nervös laufe ich mit der großen Schachtel und ein paar Muffins Richtung Arbeit. Meine E-Mails sind bald abgearbeitet. Auf den ersten, guten Arbeitstag folgen gewohnt Chaotische. Hello again! Die Schwere zieht langsam aber sicher wieder ein. Ein Sumpf. Ein Umfeld, in dem ich mich mehr und mehr fehl am Platz fühle. Und schon versickert meine Phantasie auf dem staubtrockenen Boden des Alltags und ich kann nichts weiter tun, als zuzusehen. Ich funktioniere.

Der Draht zu meinen Bedürfnissen und Gedanken wird dünner. Auf ernüchternde Erkenntnisse folgen Steine, die fleißig auf meinen Weg gestreut werden. Versuche, den Zustand des Hamsterrads als den normalen hinzunehmen. „Es geht ja vielen so“ tröste ich mich. Manuel kehrt mit demselben, ernüchternden Gefühl zurück. Gemeinsam sitzen wir auf der Couch, sehen uns in die Augen und wissen, dass etwas falsch läuft. Seit Wochen träumen wir von einem freien, selbstbestimmten Leben.

Die liebe Zeit rinnt!

Alles was uns fehlt ist Mut für den nächsten Schritt. Wir stehen in renovierungsbedürftigen Räumen, mit all den dafür notwendigen Werkzeugen. Was muss noch passieren, dass wir mit dem Notwendigen beginnen. Welche Zeichen erwarten wir vom Leben. Wie weit muss es eskalieren. Wie viel Frust ertragen wir. Wie viel Sicherheitsbedürfnis hält uns davon ab, unsere Träume wahrwerden zu lassen.

Wie blauäugig, dass wir von Ewigkeit ausgehen. Die Zeit rinnt, rinnt uns wie Sand durch die Hände. Ich merke, wie wir reifen und die Ideen konkreter werden, der Wunsch so schnell wächst wie Unkraut. Tief in mir weiß ich, dass der Tag kommt, an dem wir die Tapete samt dem Kleister in die Hand nehmen und anfangen. Anfangen zu renovieren und unseren Traum endlich zu leben.

–> Gibt es Wünsche, die in DIR reifen? Die täglich lauter werden?

Die du aus Vernunft unterdrückst?

–> Führst du das Leben, dass DU immer leben wolltest?

Oder das, dass man von dir erwartet?

–> Gibt es etwas, was DICH im Leben zurückhält?

Gedanken, Ängste, Meinungen der anderen?

Zeit, es loszuwerden! Zeit, Pläne zu schmieden! Zeit, DEIN Leben zu leben!

Danke fürs Lesen, Eure Nicole

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