Liebe kennt keine Grenzen

Meine Jugend habe ich im Zug verbracht.

Die Freuden des Lebens: Eine pünktliche Abfahrt, ein ruhiger Sitzplatz, ein Super-Spar-Preisticket. Seit dem ersten Tag, an dem uns das Leben zusammengeführt hat, haben wir nie hinterfragt, ob wir all das auf uns nehmen wollen. Wochenende für Wochenende. 400 Kilometer voneinander entfernt. Verbunden durch Textnachrichten und abendliche Anrufe. Und die Vorfreude aufs Wochenende. Wenn man liebt, überschreitet man Grenzen. Andere in unserem Alter besuchen Diskotheken & Bars, wir Bahnhöfe. Sonntags der große Abschied. Was haben wir beide geweint. Geweint, weil die gemeinsame Zeit so knapp war. Der Zug fährt ab, das Vermissen beginnt. 4 Jahre. Beste Kunden der Deutschen Bahn.


Die wenige Zeit, die uns von Freitag spät abends bis Sonntag Mittag blieb, war etwas ganz Besonderes.

Langeweile und Streit hatten nie einen Platz zwischen uns. Mit kleinen Gesten haben wir uns die Verliebtheit erhalten – Liebesbriefe, tiefgründige SMS, kleine Aufmerksamkeiten zu Jahrestagen. Geburtstagsgeschenke von dir waren nie „0815“ sondern drückten deine Gefühle zu mir aus. Selbst gestaltete Gutscheine, die schönsten Karte, alles kam von Herzen. Wir haben nicht den Vorteil beim anderen gesucht sondern uns gegenseitig gestützt, getröstet, waren füreinander da. Trotz der harten Umstände hat uns eine Leichtigkeit verbunden. Wir hatten eine Vision, auf die wir hingearbeitet haben: Ein gemeinsames Leben! Ohne Zug, ohne Abschied, ohne Sehnsucht als ständiger Begleiter. Und was soll ich sagen, wir haben es geschafft, sie zu erfüllen. Nach über 4 Jahren hatte das Pendeln ein Ende. „Ich hab den Job“ hast du gesagt. Im Büro war ich so aufgeregt, dass ich kaum weiterarbeiten konnte. Tränen vor Erleichterung liefen über meine Wangen. Es fühlte sich an wie etwas, das zu schön ist um wahr zu sein. Und das war es zum Schluss auch.

Danke fürs Lesen,

Eure Nicole

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