Wir stoßen um Mitternacht an, in der Hoffnung, dass das neue Jahr ganz anders wird. Viel besser als das letzte. Wir ein leichteres Leben führen werden. Sich die Dinge zum Guten wenden. 100 Vorsätze, die allesamt Vorsätze bleiben. Wie all die Jahre zuvor und danach. Die schlechte Nachricht ist, dass „hoffen“ alleine nicht reicht. Und die Gute, dass wir es selbst in der Hand haben. Jeder von uns hat es selbst in der Hand, die Dinge in seinem Leben zu verändern.


Im Dezember bin ich den wohl mutigsten Schritt gegangen, den ich seit langem gewagt habe: Raus aus meiner Wohnung, raus aus der öden Stadt! Seit längerem hege ich diesen Wunsch. Nur habe ich mich nicht getraut. Es sei zu früh. Wie hoch das Risiko. Kritische Stimmen. Du gibst doch zu viel auf. Der Leidensdruck war hoch. So hoch, dass ich alles auf eine Karte gesetzt habe. Auf die Liebe.


Meine großen Säulen wackeln. Der einst so sichere Job scheint plötzlich kein Anker mehr zu sein und legt mehr und mehr Steine in den ohnehin holprigen Weg. Die einst so großzügig geschnittene Wohnung entpuppt sich als renovierungsbedüftig, nicht mehr „heizbar“ inklusive nervtötender Nachbarn. Die Krankheit, die ich gut im Griff hatte, kehrt zurück. Corona krönt diese belastende Situation mit 3G am Arbeitsplatz, wenigen Freizeitmöglichkeiten und Spaltung der Gesellschaft. Alles ein wenig zu viel dessen, was ich gut tragen kann. Ich kann nicht mehr!

Neuanfang! Ständig auf der Suche nach Glück & Erfüllung. Eine größere Wohnung hat mich nicht nur nicht glücklicher gemacht, sondern mit dem hohen Putzaufwand, zu viel Platz für unnötigen Krempel und ausufernden Nebenkosten nur noch viel unglücklicher. Alleine zu wohnen ist schön, eine Zeit lang zumindestens. Man muss sich nach niemandem richten. Keine Abstriche machen. Auf niemanden Rücksicht nehmen. Aber es hat seinen Preis. Eine gemeinsame Wohnung schafft Platz für gute Gespräche, Teilung von Aufgaben, Halbierung von Kosten und das Wichtigste: Geborgenheit & das Gefühl von einem richtigen Zuhause.

Zumindenstens ist es das für mich. Zuhause zu sein wo mein Herz wohnt. Mein größter Kraftgeber neben den wackelnden Säulen: Manuel. Wir sind nicht immer einer Meinung, haben viele Kämpfe hinter uns. Mittlerweile haben wir begriffen, dass wir von der Andersartigkeit des anderen nur profitieren können. Offene Kommunikation und viel Humor sind das Fundament unserer Beziehung. Und so habe ich mich dafür entschieden, dass du derjenige bist, mit dem ich den nächsten Schritt gehen möchte.


67 qm Wohnfläche. In unserem Alter vergrößern sich die meisten Leute. Bauen Häuser. Versklaven sich mit hohen Krediten, die sie bis zum Rentenalter abbezahlen müssen. Wir nicht. Lieben unser Leben in Teilzeit. Lieben es, frei zu sein. Und verzichten dafür (ein extra Beitrag dazu kommt demnächst). Haben trotz aller Umstände großartiges geleistet und uns ein kleines, überschaubares Zuhause geschaffen.

Wir haben gemeinsame Lösungen gesucht und gefunden. Kein drittes Zimmer zum Rückzug? Wie wäre es mit einem klappbaren Schreibtisch fürs Schlafzimmer, der mit seinen 3 cm Höhe optimal unters Bett passt? Wie wäre es mit zusätzlichen Regalböden, überall wo es nur möglich ist? Der vorhandene Schreibtischcontainer passt nicht unter den Schreibtisch? Na dann lass uns die Füße abschrauben. Es funktioniert! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das haben wir uns mehrfach bewiesen. Wir haben diesen kleinen gemeinsamen Raum zu unserem gemacht. Können durch die Zeit- und Kostenersparnis zielstrebiger nach vorne gehen.


„Hoffen“ hätte meine Situation kein Stück verändert. Und ob ich das richtige getan habe, werde ich erst viel später wissen. Es war sicher nicht der letzte Schritt, den ich gegangen bin, um ein besseres Leben zu führen. Ein Leben, das für mich optimal passt. Ein Leben, das mich erfüllt. Ein Leben, für das ich brenne. Ganz egal, wie oft ich die Route korrigeren muss. Ganz egal, was andere davon halten. Ob ich alternativ & anders bin, als alle anderen. Ganz egal, wie viele Rückschläge kommen. Ich gehe meinen Weg. Ich folge meinem Herzen.


Du stehst auch gerade in deinem Leben vor wackligen Säulen?

Ich wünsche dir ganz viel Mut und Kraft für die nächsten Schritte. Raus aus der „Opferhaltung“, rein in ein selbstbestimmes Leben. Wir haben es in der Hand.


Heute. Hier. Jetzt.

Eure Nicole

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