3 Jahre + 4 Monate + 20 Tage

Meine Träume sind intensiv.

So intensiv, dass man sie mit der Wirklichkeit verwechseln könnte. Heute morgen erinnere ich mich an jedes Detail. Ein Traum, der mich in meine Vergangenheit führt. Hin zu den Stellen meiner größten Wunden. Hin zu dem „Schiffsbruch“ in meinem Leben.

Dem größten Verlust. Dem Verlust eines Zuhauses, dem Verlust von Geborgenheit und meiner ersten, langen, großen Liebe.

Im Grunde ging es in meinem Traum um Folgendes: Er verkündet mir, wieder zurück in seine Heimat zu gehen. Mit Luna und seiner Freundin. Ich sacke zusammen, bin nicht bereit ihn gehen zu lassen. Spüre einen Schmerz, der mir sagt, meine Wunden sind immer noch da. Sie sind allgegenwärtig, vielleicht der Grund für meine melancholische Stimmung. Mein Leben war nie leicht. Diese Trennung war nicht leicht. Wenn du jemanden nicht aus deinem Leben gehen lassen willst aber du weißt, dass du keine andere Wahl hast, dann könnte es kaum schwerer sein. Mit diesem brennenden Schmerz wache ich auf. Atme tief durch. Er ist wieder da. Er holt mich wellenartig ein. Immer noch nach 3 Jahren, 4 Monaten & 20 Tagen.

Gibt es etwas Schlimmeres, als weitergehen zu müssen, wenn man nichts anderes will, als stehenzubleiben?

Nichts kann man rückgängig machen. Alles hat einen Grund. Es gibt einen Plan, den wir noch nicht kennen. Mir war immer klar, dass ich weitergehen muss. Mit all diesem Schmerz im Gepäck. Mit all den Schuldgefühlen und der Sehnsucht nach einem früheren Leben. Und ich bin gegangen. Schritt für Schritt. Mein Boden war kein fester, er glich einem heftigen Wellengang.

An der Reling spüre ich das wilde Auf und Ab

Ich spüre keinerlei Angst. Genieße es, von der rauen See getragen zu werden. Genieße den Ausblick. Das Gefühl, frei zu sein, fliegen zu können. Der Aufprall ist ein sanfter. Die Intensität ist auszuhalten. Habe gelernt, auch in unruhigen Zeiten ruhig zu bleiben. Nichts ist schlimmer als Stillstand. Als festzustecken im „Hafen der Angst“.

„Lebend kommen wir hier eh nicht raus“

Höre ich Manuel neben mir. Er hat Recht. Lebend kommt niemand dem Leben davon. Wir müssen alle eines Tages gehen. Vor was also Angst haben? Wieso verharren wir in Situationen, die uns nicht glücklich machen? Wieso tun wir so viel dafür, anderen gefallen zu wollen? Wieso verschieben sich unsere Werte nicht deutlich hin zu mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit, wenn unsere Tage doch gezählt sind? Wieso lieben wir nicht in jeder Sekunde, in der es möglich ist?

Heute fühle ich mich lebendig

Lebendig zu sein heißt: Etwas abseits der Komfortzone zu erleben. Neues auszuprobieren. Liebe zu spüren. All diese Dinge tue ich heute mit ganzen Herzen. Bei jeder Welle, die uns nach oben treibt, fühle ich das Kribbeln in meinem Bauch. Eine seltene Zufriedenheit in meiner Seele. Eine Hand greift fest um meine Hüfte. Ein sanfter Kuss auf meiner Stirn. Der Beweis dafür, dass meine „inneren Wellen“ ruhiger werden. Der Beweis dafür, dass du mit mir den Weg der Heilung gehst. Du hältst mein Herz in deinen Händen. Ich lasse los. Du bist wundervoll. Mein Rettungsschwimmer.

Halte die Augen offen für das Besondere

Und dann sehen wir sie, die Könige der Meere: Ein Rudel Delfine. Sie umkreisen unser Boot. Wir beobachten alles von der Reling aus. Sie schwimmen vor unserem Boot, wild durcheinander, springen heraus. Es gleicht einem Kunststück. Teilweise synchron. Die Wellen werden heftiger aber ich nehme sie kaum noch wahr. Weil das, was wir sehen, viel zu schön ist. Ich lache, von ganzem Herzen. Bin von Glück erfüllt und nehme diesen Moment mit in mein Leben. Erlebnisse dieser Art sind mein Anker, wenn es wieder „welliger“ wird. Nie hätte ich vor 3 Jahren, 4 Monaten & 20 Tagen daran gedacht, jemals wieder so glücklich sein zu können. Dein aktueller Zustand ist nie endgültig. Alles ist im Wandel. Mit tiefer Dankbarkeit endet dieser Ausflug. Arm in Arm gehen wir von Bord.

Danke fürs Lesen

Eure Nicole <3

 

4 Kommentare

  1. Wow – tiefgehend – Du bist echt stark

  2. Liebe Nicole, ich merke wie du kämpfst und auch damit du dein Ziel deine Zufriedenheit und dein Gleichgewicht wieder findest. Das freut mich so sehr für dich. Und wünsche dir auf deinem weiteren Weg viel Liebe Glück und natürlich Gesundheit.

    • Vielen lieben Dank Ingrid! Aufgeben ist keine Option 🙂 das Leben ist eine große „Challenge“ – hoffe auch dass es dir gut geht ❤️

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