„Soll ich dir etwas mitnehmen Schatz?“

„Ja gerne, einen Pfannkuchen, einen French Toast und so ein süßes Teilchen mit der Creme bitte.“ Schmunzelnd nehme ich die Bestellung auf und bewege mich Richtung Buffet. Seit fast zwei Wochen sitzen wir im Schlaraffenland. Und seit fast zwei Wochen nehmen wir uns vor weniger zu essen. Ganz schön schwer, wenn man praktisch rund um die Uhr alles haben könnte.

Meine „Schadensbegrenzungsstrategie“ besteht darin, viel Obst und Gemüse aufzuladen.

Beim Alkohol beschränke ich mich auf einen Cocktail pro Tag. Mal sehen, ob die Waage gnädig mit mir sein wird. Manuel schafft es besser beim Mittagessen zu verzichten, aber beim Frühstück verliert er täglich seine guten Vorsätze. Wir haben uns schon ein wenig an das „gute Leben“ gewöhnt.

Seit zwei Wochen beobachte ich, wie es die anderen machen.

Die meisten sind mir keine guten Vorbilder. Burger mit Pommes scheint die Leibspeise vieler zu sein. Wasser sehe ich die wenigsten trinken. Leider bestätigen sich viele Vorurteile. Stark übergewichtige Gäste sind keine Seltenheit und während meiner Beobachtungen nicht einmal auf der Treppe zu finden. Beim Salatbuffet habe ich meist freie Fahrt und zum Morning Streching kommen selten mehr als 3 – 4 Gäste (bei über 500 Zimmern!!). Das Fitnessstudio ist ohne Klimaanlage eher „nice to have“ als wirklich brauchbar. Ein Schwimmerbecken gibt es gar nicht (würde sich bei dem Klientel ohnehin nicht lohnen).

Aufzugroulette

Wir spielen es schon die ganze Zeit über: Steht bei einer der drei Aufzüge unser „Stockwerk 2“, steigen wir ein uns sparen uns den harten Weg nach oben. Da es aber 9 Stockwerke gibt, ist das eher selten der Fall. Wir „verlieren“ also meistens und stärken unsere Gesäßmuskulatur 😉 auf der Treppe begegenen wir kaum Gäste. Vor den Aufzügen selbst ballen sie sich wie vor der Pommesstation am Buffet. Zugegeben, es ist schon ziemlich hart ganz nach oben. Aber wenn man sein Zimmer im 5. Stock hat und dann den Aufzug benutzt um in den 7. zu kommen, verstehe ich das einfach nicht (außer es gibt gesundheitliche Beeinträchtigungen).

Wenn da nicht der Berg wäre

Die Treppen sind noch das geringere Übel. Um vom Hotel zum Strand zu gelangen, geht man 20 Minuten steil bergab. Natürlich gibt es einen Shuttle-Service, der gut genutzt wird. Aber gerade der Weg nach unten ist ein schöner Verdauungsspaziergang nach dem Frühstück. Ich liebe das Gefühl, einen Teil der Kalorienflut wieder zu verbrennen und auf dem Weg auch noch Palmen, Blüten in allen Farben und Echsen zu beobachten. Nach einigen Tagen werden wir konditionierter und schaffen es auch bergauf ganz gut.

„Du stellst dich an wie ein Hund beim …!“

Auch an diesem Morgen gehen wir den Weg bergab und lassen die Natur auf uns wirken. Eigentlich möchten wir zum Strand, entscheiden uns aber kurzfristig für einen abgelegenen Platz voller großer Felsen. Das Hindernis: Die großen Felsen selbst. Für mich als „Schisser“ ein Graus, dort drüber zu steigen. Ein falscher Tritt, und man fällt zwischen die Steine. „Jetzt komm schon“ ruft mir Manuel lieb gemeint entgegen. Sichtlich wenig begeistert trete ich auf die ersten Steine. Unbehagen stellt sich ein. Aber ich bin auch neugrierig und taste mich weiter vor. Manuel gibt mir immer wieder die Hand wenn ich denke, es geht nicht mehr weiter. Oft muss er lachen, weil ich mich sehr ungeschickt anstelle.

„Eine ganze Armada!“

Auf dem hohen Felsen angekommen, bin ich erleichtert, es geschafft zu haben. Abenteuer passieren abseits der Komfortzone und der Hotelliege. Wir blicken in den Abgrund. Wellen peitschen in die kleine Schlucht. Eine ganze Armada an Krebsen hat sich hier versammelt. Nur wir und sie, die pure Natur. Wir sitzen eine ganze Weile dort und beobachten das Treiben. Es gibt Rangkämpfe, manche legen sich bewusst in kleine Kulen, wo sie von den rauen Wellen umspült werden. Die Vielfalt ist groß. Sie schillern uns in den schönsten Rottönen entgegen. Unser Abstand ist so groß, dass sie nicht flüchten oder sich bedroht fühlen. Ich liebe diesen Platz. Nicht nur weil wir hier alleine ohne Touris sind, sondern auch, weil er etwas Kraftvolles ausstrahlt. Die mächtigen Felsen, das Rauschen der Wellen und die süßeste Armada, die ich auf der Insel gesehen habe. Neben mir die Liebe meines Lebens.

Mit Wehmut verlassen wir diesen menschenleeren Ort und spazieren über den überfüllten Strand.

DANKE fürs Lesen,

Eure Nicole

 

 

 

 

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