Neben mir riecht es nach frisch gepressten Orangen. Was für ein wohliger Duft in meiner Nase! Ein dunkelhäutiger Mann füllt die Früchte für die Pressmaschine gerade nach und portioniert den Saft in (sehr kleine!) Becherchen. In der Schlange sind noch einige Menschen vor mir, aber ich kann den Preis bereits erhaschen: 6,20 € soll der Vitamin Boost kosten! So schließe ich mit dem O-Saft traurigerweise ab und konzentriere mich aufs Essen. Es gibt geschnittene Früchte, Sandwiches, Salate und viel Ungesundes, wie Currywurst mit Pommes und Leberkässemmel. Beim heimischen Metzger meines Vertrauens kostet diese zwischen 2 und 3 €, hier satte 6,90 €!
Keine Wahl!
Keine spaßige Angelegenheit für einen Frugalisten. Ich weis, wenn man sich den Urlaub leistet (und nicht gerade campen geht), sollte man hier nicht sparen. Aber ich finde es einfach unverschämt, wie man wehrlose Urlauber nach der Sicherheitskontrolle schonungslos ausnimmt. Man hat ja praktisch keine Wahl! Wir hatten auch ein wenig vorgesorgt und Zuhause bereits Semmeln geschmiert. Im Hotel bekommen wir aber erst ab 20 Uhr etwas und eine Kleinigkeit zur bereits gepackten Brotzeit benötigen wir noch. Also entscheiden wir uns für zwei Sandwiches, die insgesamt 14 € kosten. Auf einen schwarzen Kaffee für 5 € verzichte ich gerne.
Knappe Kiste
„Rate mal was das Wasser gekostet hat“ fragt mich Manuel. „Vielleicht 10 Euro?“ schätze ich richtigerweise. Die 4 kleinen Fläschchen reichen uns gerade mal bis zur Ankunft im Hotel. So sind wir die ersten 24 € los, für Sandwiches und Wasser. Aber alles halb so wild! Das sind natürlich Banalitäten, über die ich mich herrlich aufregen kann. Ich bin so unglaublich dankbar, dass wir diese Reise überhaupt antreten können. Die ganze Woche haben wir noch stark mit Husten, Schnupfen, Erschöpfung & Co. gekämpft. Haben uns angeschlagen in die Arbeit gequält, gepackt und alles vorbereitet. Wären wir nur eine einzige Woche später krank geworden, hätten wir uns von dem langersehnten Urlaub verabschieden können.
Mamas Sorge
Am Morgen der Abreise sehe ich in die sorgenvollen Augen meiner Mama. Sie lässt mich ungern reisen, akzeptiert aber meine Sehnsucht und versucht es sich nicht ankennen zu lassen. Mamas wollen immer nur das beste für ihre Kinder! Ich bin mir sicher sie spürt wie sehr ich mich auf die Türkei freue. Eine letzte innige Umarmung und ein “ich hab dich ganz fest lieb Mami“ müssen für die nächste Zeit reichen. Alles läuft planmäßig: Ankunft & Shuttle, das Aufgeben der Koffer, die Sicherheitskontrolle. Der nette Herr „Sicherheit“ lobt mich für die ordentliche Packweise: Flüssigkeiten, Tablet und Laptop sind direkt griffbereit. Schön, wenn das jemand erkennt 😉
Entscheidungshilfen
Und so sitze ich hier und warte auf unser Boarding. Verfasse meine ersten Zeilen einer Reise, in die wir so viel Hoffnung stecken. Hoffen auf Klarheit, hoffen auf Antworten, und vor allem hoffen wir auf Entscheidungen, die wir schon solange vor uns herschieben. In Deutschland hält uns im Moment viel zu wenig. Aber vor allem die Familie! Kann mir kaum vorstellen, meine Eltern mehrere Monate nicht zu sehen. Der Gedanke schmerzt genauso wie der Gedanke, weiter „steckenzubleiben“. Träume ungelebt zu lassen und vielleicht die letzte Gelegenheit zu verpassen. Heimische Sicherheit oder auf ins Abenteuer?
Die Politik, die steigenden Preise, unsere Jobs – eine Entscheidungshilfe, die uns gelegen kommt. Es gehört wohl mit zur schwersten Weggabelung unseres bisherigen Lebens: Welche Richtung werden wir wählen? Sind wir mutig genug, ins Ungewisse zu springen?
Zeitsprung & Ausblick
Mittlerweile sind wir gut in Side angekommen und haben uns schon im „Paradies“ eingelebt! Recht heimelig hier :-)! In meinen nächsten Beiträgen berichte ich euch von der Ankunft, vom Hotel, der Gegend, der Kultur, und allem, was mir durch den Kopf schwirrt. Ich freue mich meine Gedanken mit euch teilen zu können.
Habt einen wundervollen Tag und danke fürs Lesen!
Eure Nicole