Sonnenstrahlen bedecken mein Gesicht. Ich schließe die Augen und sauge jeden einzelnen davon auf. Wie sehr mir Wärme fehlt. Alles im Umbruch, alles auf Anfang. Einsamkeit, Ängste, Schmerz. Und doch auch Hoffnung, Vorfreude auf Unbekanntes, und eine ungewohnt starke Verbundenheit zu mir selbst. Ich will leben. Aber anders. Nach meinen Spielregeln. Und so bleibe ich weiter stehen und tanke. Tanke die fehlende Wärme.
Bröckelnde Rollen
Wenn all deine Rollen (oder viele davon) wegbrechen, weißt du dann, wer du wirklich bist? Diese These stelle ich etwas gewagt auf. Bist du auf der Arbeit erfolgreich und angesehen, ziehst du einen Teil deines Selbstwertes eventuell daraus. Kannst du als Mama für alle gut sorgen, fühlst du dich gebraucht und hast damit deine Daseinsberechtigung. Fährst du einen dicken Porsche, erntest du unter Umständen das Ansehen anderer. Alles pusht dich. Ein Push von außen. Und nun stell dir vor, das alles (oder ein großer Teil davon) bricht plötzlich weg. Du. Alleine. Ohne Job. Ohne Familie. Ohne Statussymbole. Wer bist du dann eigentlich?
Ich bin niemand
Leere. Ein Loch, das von Tag zu Tag größer wird. Mit was füllen? Essen. Immer mehr davon. Damit betäuben. Oder aushalten und lernen. Aus der Leere Lehren ziehen. Geht das, schaffe ich das? Habe ich noch eine Daseinsberechtigung? Die letzten Monate waren voller Veränderung. Voller Mut. Allen, den ich zusammen nehmen konnte. Immer ein Schritt nach vorne. Und gleichzeitig wieder zwei zurück. Rückschläge. Kämpfe, die ich am Ende nur verlieren konnte. Und immer wieder aufstehen. Getrieben von einer Vision meiner Zukunft. Die Leere hat mich fast erdrückt. Es wird. Einfacher. Ein Lichtblick in Sicht. Ich kämpfe, kämpfe weiter um ein neues „Ich“.
Wichtige Langeweile
Wer sich langweilt, kann kreativ tätig werden. Langeweile gibt Freiräume. Den Raum für neue Gedanken und innere Prozesse. Viel Zeit alleine kann dich zur Langeweile führen. Da ist nichts. Nur ein Smartphone, dass ich nach kurzer Zeit genervt von mir weglege. Social Media macht nicht glücklich. Und dann bin da noch ich. Was tun? Ich sitze auf der Eckbank und mache mir Gedanken. Tick tack. Stille. Was würde mir jetzt gut tun? Mein Verständnis dafür wird immer feinfühliger. Eine Stimme, die lauter wird. Den Blutzuckerspiegel nicht ganztägig Achterbahn fahren lassen. Gemüse in allen Variationen. Krafttraining vor Cardio. Gehen, um zu verarbeiten – am besten zu Beginn des Tages. Bücher – eines nach dem anderen. Da kommen Themen, die mich interessieren – neue oder längst Bekannte. Ein Streifzug durch die Bibliothek eröffnet neue Möglichkeiten. Konzentration kommt zurück. Ich atme freier. Frei von negativen Einflüssen.
Der Weg zum Kern
Ist das der Weg, um bei sich selbst anzukommen? Ist das ein riesiges Geschenk, das so vielen verwehrt bleibt? Ich denke schon. Versuche es als solches anzunehmen. Hamsterrad aus, raus auf die freie Straße. Neues macht mir Angst. Wo wird diese Straße hinführen? Ist es eine Sackgasse? Und werde ich jemals zufrieden sein?
Glück ist nicht das Ziel
Wer ständig nach Glück und Perfektion strebt, ist ein Narr. Wer ist schon immer glücklich geschweige denn perfekt. Erstrebenswert ist die Zufriedenheit. Einen Zustand erreichen, der einen nicht schädigt. Ein Biotop schaffen, in dem man ganz gut leben kann. Ein Umfeld, bei dem man sich nicht verstellen muss. Nicht wieder in die nächste Rolle schlüpfen. Nicht wieder verstellen und dafür Kraft aufwenden. Einfach sein. Einfach akzeptiert werden. Liebe geben und empfangen. Ich denke, das ist ein mögliches Ziel.
Bist du zufrieden?
Denkst du, du lebst ein Leben im richtigen Biotop? Wie viel Wert ziehst du aus deinen Rollen? Und wer bist du, wenn du diese nicht bist? Was beinhaltet dein Kern? Bist du auf der Reise dorthin oder versperrst du lieber den Weg? Aus Angst? Lieber weiterleben? Lieber drüber leben? Die Wahrheit tut (oft) weh. Wer gesteht sich schon gerne ein, den vermeintlich falschen Weg zu gehen. Gefangen in den eignen Mustern und Konstrukten. Fernab von den eigenen Werten. Den falschen Weg zu gehen tut langfristig weh, die Kurskorrektur meist nur einen Bruchteil davon. Jede Stellschraube hin zur Erschaffung deines richtigen Biotops lohnt sich gedreht zu werden.
Eigene Einstufung
Jeder Lebensbereich ist eine Stellschraube. Nicht an jeder lässt sich gleichzeitig drehen. Manchmal bedarf es nach und nach die einzelnen Bereiche zu beleuchten. Wie würdest du diese auf einer Skala von 1 – 10 einstufen?
Skala 1 – 10 – wie zufrieden bist du in folgenden Bereichen?
+ Zeit für dich alleine
+ Zeit in der Beziehung
+ Zeit mit der Familie
+ Zeit mit Freunden
+ Zeit in der Arbeit
+ Zeit für Abenteuer (z. B. Urlaub)
+ Zeit für deine Ernährung
+ Zeit für deine To Do Liste
+ Zeit in Bewegung
+ Körpergefühl
+ Gesundheitszustand
+ Finanzielle Situation
+ Gefühl von Freiheit / Unabhängigkeit
+ Du in 5 Jahren
Nimm dir ruhig ein paar Minuten Zeit und triff deine Einschätzung. Ein Blatt Papier wird dir dabei helfen, eine schöne Übersicht zu erstellen. Wo liegst du unter 5 Punkten? Hier würde ich zuerst ansetzen. Das kannst du im Rhythmus von 4 Wochen wiederholen und abgleichen. Natürlich ist nicht jeder Tag gleich. Heute hast du Streit in der Beziehung und morgen seid ihr vielleicht wieder ein Dream Team. Das ist normal und sollte nicht zu punktuell betrachtet werden. Nimm die Summe der letzten Zeit. Mir hilft eine solche Einschätzung, Schwachpunkte ausfindig zu machen (unter 5 oder deutlich unter 5 Punkten). Meine größte Baustelle ist im Moment die Arbeitssituation. Da mein finanzielles Polster aber groß genug ist, kann der eine Bereich den anderen temporär etwas ausgleichen.
Eigenverantwortung
Mach nicht den Fehler und verschiebe Verantwortung auf andere. Dein Partner kommt nicht mit zum Sport? Na dann gehst du eben alleine. Deine Gesundheit lässt zu wünschen übrig? Dann verlass dich am besten nicht alleine auf Ärzte (sonst bist du unter Umständen verlassen)… Viele Krankheiten haben im Darm (!) ihren Ursprung, vielleicht lohnt es sich deine Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen? Nicht jede Tablette macht dich auch wieder gesund sondern betäubt oft nur den Schmerz. Das ist ein Thema, was mich schon länger sehr stark beschäftigt!! Die Eigenverantwortung in Sachen Gesundheit und die Grenzen der Schulmedizin. Hast du wie ich jahrelang die Antibaby-Pille geschluckt oder tust es am Ende noch immer? Hast du dich schon mal mit den Nebenwirkungen auseinandergesetzt? Dazu werde ich bald einen Artikel veröffentlichen. Übernimm Verantwortung und geh nicht immer den einfachen Weg nur weil er einfach ist.
Fazit
Der Weg zum Kern und deinen Wahrheiten gleicht oft einem steinigen, weitem Wanderweg. Ich befinde mich im Moment gefühlt auf einem harten Trail im Tiefschnee. Einzelne Bereiche zu beleuchten bringt Klarheit in deine Lebenssituation und du kannst nach und nach an deinen Stellschrauben drehen, wenn du das möchtest. Übernimm Eigenverantwortung und verlass dich nicht auf andere (sonst bist du vielleicht verlassen). Zeit mit dir alleine und Langeweile kann dir helfen, die Dinge besser einzuschätzen und auf dem Weg zu deinem Kern ein Stück weiterzukommen. Sehe Krisen als Chance, auch wenn sie noch so hart auszuhalten sind. Habe keine Angst vor unangenehmen Wahrheiten. Nichts ist schmerzhafter, als eine Lüge gelebt zu haben.
Ich wünsche dir eine angenehme Reise mit vielen Erkenntnissen, Fortschritten und Kurskorrekturen!
Danke fürs Lesen!
Deine Nicole