9 Spritzen

Sommer Vibes

September 2022: Mit geschlossenen Augen blicke ich der Sonne entgegen. Gut gelaunt wippe ich mit der laufenden Playlist meine Füße zum Beat. „The good life“ eben. So könnte es immer bleiben. Mit Manuel, in südlichen Gefilden, das Meer unweit entfernt, rundum sorglos. Es tut so gut!! Nur der Gedanke an die Rückkehr nach Deutschland stresst mich. Auch der längste Urlaub geht mal zu Ende. Was wird mich nach 3 Wochen erwarten? Ich ahne nichts Gutes (wie Recht mein Bauchgefühl haben wird). Noch wenige Tage bleiben uns in der Türkei.

Unsere Idee von „Südostasien“ hat hier ihre Geburtsstunde. Endlich Raum um über unser Leben nachzudenken. Von der Umsetzung haben wir zu dieser Zeit noch keinen Plan.

Einfach fliegen, oder? Was soll da schon noch zu erledigen sein??

Die Realität

Neben meiner Liege befindet sich ein Weltreisebuch*, das wir bereits zum zweiten Mal in der Bib ausgeliehen haben. Hier wird aus der Träumerei ein Stück Realität. Der Autor beschreibt, wie man eine Weltreise am besten angeht, was man beachten muss und welche Länder er für welche Zeit empfiehlt. Ein besonderer Bonus: Er schlüsselt Kosten auf und zeigt, wie man mit wenig Geld um die Welt kommt.

Ganz schön viele To Dos, die hier genannt werden! Puh! Nichts mit „Flug buchen & weg“.

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Will ich das wirklich???

Wohin wollen wir überhaupt? Brauchen wir Visa für die Einreise (wie lange dürfen wir im jeweiligen Land bleiben)? Wie geht es weiter mit Job, Rente, Krankenversicherung & Co.? Was mache ich mit meinem Auto? Behalten wir unsere Wohnung? Und für mich zu dieser Zeit am schlimmsten (nicht ganz nachvollziehbar bei so vielen elementaren Lebensfragen): Die Litanei an Impfungen, die empfohlen wird.

Bekomme ich das überhaupt noch zeitlich unter? Zwischeninfo: Wir wollten ab Mai los. Es waren also noch 7 Monate bis zum Start. Das Thema Impfen hatte ich viele Jahre erfolgreich vor mir hergeschoben. Ich wusste nicht mal, in welcher Schublade mein Impfpass liegt (Schande über mich, ich weiß). Ernüchterung im Paradies: Ein ganz schön hoher Preis, den man für so viel Freiheit zahlen muss.

Zu den Fakten:

Folgende Impfungen werden für Südostasien empfohlen:

  • Tollwut (3 Impfungen an Tag 1+7+21 – Auffrischung nach 3 Jahren)
  • Japanische Enzephalitis (2 Impfungen an Tag 1+28 – Auffrischung nach 12 – 24 Monaten)
  • Hepatitis A (1 Impfung – Auffrischung nach 1 – 1,5 Jahren)
  • Hepatitis B (3 Impfungen im Abstand 0-1-6 Monate)
  • Tetanus + Diphtherie (1 Impfung – Auffrischung nach 10 Jahren)
  • Masern, Mumps, Röteln (2 Impfungen – haben idR die meisten in der Kindheit bekommen)
  • Meningokokken (1 Impfung)
  • Typhus (Schluckimpfung – 1 Tablette an Tag 1+3+5)

So viele???

Ja!

Du kannst dir denken, dass mich die Liste als „Impf-Aufschieber“ abgeschreckt hat. Unseren Traum dafür sein lassen? Kam nicht in Frage! Also sind wir wenige Wochen nach unserer Türkei-Reise mit unseren Impf-Büchlein (ich hatte es Gott sei Dank wieder gefunden, juhu!) zu unserer Hausärztin gegangen. Da saßen wir dann zu zweit, wartend, während unsere Pässe auf Aktualität geckeckt wurden. 

Impf-Plan, gefühlt unendlich!

„Sie brauchen nur eine Auffrischung von Tetanus und Tollwut Herr Streifeneder. Sonst sind Sie auf dem aktuellen Stand.“ Dann kam mein stiefmütterlich behandeltes Büchlein dran. Leider nicht ganz so lückenlos gepflegt wie Manuels. Er hatte sich vor seiner Karibik-Reise schon viele Shots gegönnt.

Die Frau Doktor schnappte sich einen Notizzettel und begann alles zu notieren was ich NICHT hatte. Das Ergebnis war ein Impf-Plan, den ich gerade so in einem halben Jahr bis zum Beginn der Reise schaffen würde. 9 Spritzen! Plus Schluckimpfung, die auch noch vor unserer Reise erfolgen sollte. Dafür wären 10 Tage einzuplanen. Und natürlich sämtliche Zeitabstände, die zu beachten sind. Das ist eine Wissenschaft für sich.

Falls du eine solche Reise planst: Fang so früh wie möglich damit an!!!

Vertrauenswürdig?

Mir fehlten sogar Standard-Impfungen wie Mumps, Masern, Röteln, die mit dem 2. Lebensjahr abgehandelt werden sollten. Also direkt auf in den Kampf! Wir starten mit der Tetanus-Impfung, die bei unserer Ärztin vorrätig ist. 

Erster Schock: Die Impfung wird nicht direkt von der Ärztin geimpft sondern von den Arzthelferinnen. Ahhh! Ich hatte ohnehin Angst vor den unzähligen Spritzen. Da wollte ich mich wenigstens sicher fühlen.

Zweiter Schock: Man wartet erst mal eine Weile, bis der Impfstoff aufgezogen wird. Also sitzen wir da und mein Herz pocht. Ich gebe zu verstehen, dass ich gerne anfangen würde. Einfach rein damit, dass ich es hinter mir habe. „Es wird jetzt etwas kalt“ versucht mich die Arzthelferin, gefühlt 3. Lehrjahr, zu beruhigen (lach).

Schlimm???

Piks. Brennen. Einige Sekunden. Und dann ist Spritze Nr. 1 vorbei. Schlimm? Nicht wirklich. Der Gedanke, dass der Impfstoff durch meinen Körper strömt und er jetzt dagegen ankämpfen muss, beängstigt mich mehr. Dieses Gefühl werde ich auch bei den nächsten Spritzen nie wirklich los. Und ich reagiere tatsächlich immer unterschiedlich: Es gibt die, die spurlos an mir vorbeiziehen. Und die, die mich mehrere Tage auf der Couch verbringen lassen. Wobei das im Grunde nur bei Tollwut (der Impfstoff, den man 3 mal bekommt …) der Fall war. Den ganzen Dezember konnte ich deshalb kaum Sport treiben. Eine Einschränkung, mit der man rechnen sollte.

Sonstige Nebenwirkungen: Bei mehreren Impfungen hatte ich leichtere Schmerzen am Arm und konnte diesen 2 – 3 Tage nicht gut heben (besonders bei Tetanus & Meningokokken).

Zu beachten!

Kein Sport? So ist es. Du solltest deinen Körper nach der Impfung schonen. Menschen sind unterschiedlich. Der eine startet am Tag darauf wieder mit einem Ganzkörper-Training, der andere lässt es lieber die darauf folgenden Tage sein. Zudem solltest du wegen der Einstichstelle nicht baden oder in die Sauna gehen. Dein Körper braucht Ruhe und Kraft zum kämpfen.

Zeitabstände!

Du kannst nicht alle Impfungen auf einmal hinter dich bringen (leider!). Zwischen zwei Impfungen sollten mindestens 2 Wochen liegen. Rechne auch Zeitausfälle wegen Krankheit mit ein. Hast du z. B. Fieber, darfst du deinen Körper nicht noch weiter belasten. Bei ein bisschen Schnupfen kannst du natürlich trotzdem deinen „Shot“ abholen.

Prozedere

Einfach zum Arzt gehen und los geht’s? Das ist auch hier leider nicht der Fall.

So funktionierts:

  • Du lässt dir vom Hausarzt ein Privatrezept ausstellen.
  • Du bestellst bei der Apotheke den Impfstoff vor. Das kann ein paar Tage dauern.
  • Du holst den Impfstoff bei der Apotheke ab und gehst damit schleunigst zum Arzt. Du bezahlst sowohl den Impfstoff sowie die Behandlungskosten (erstmal) selbst!
  • Du wartest im Wartezimmer deines Arztes, bis dir der „Shot“ gespritzt wird.
  • Fertig! Impf-Büchlein nicht vergessen!

Kosten

Doch nicht ganz fertig. Zahlen bitte!

Informiere dich vorab bei deiner Krankenkasse, ob Impfungen bezuschusst werden. Wir haben die Kosten für den Impfstoff vollständig erstattet bekommen. Nur die Behandlungskosten mussten wir fast komplett selbst tragen. 

Das läuft dann so ab: Du lässt dir bei der Apotheke das Rezept abstempeln und reichst es mit der Quittung zusammen bei deiner Krankenkasse ein. Werden Behandlungskosten bezuschusst, machst du das natürlich ebenso. 

Kosten (ca.) pro Impfung: 

  • Tollwut: 210 Euro + Behandlungskosten + Auffrischung 70 Euro
  • Japanische Enzephalitis: 200 Euro + Behandlungskosten
  • Hepatitis A: 140 Euro + Behandlungskosten
  • Hepatitis B: 200 Euro + Behandlungskosten
  • Tetanus + Diphtherie: Spendiert dir die Krankenkasse 😉
  • Masern, Mumps, Röteln: 100 Euro + Behandlungskosten
  • Meningokokken: 50 Euro + Behandlungskosten
  • Typhus: 35 Euro (ohne Behandlungskosten wg. Schluckimpfung)

Da kann schon ein stolzes Sümmchen zusammenkommen (ohne Behandlungskosten ca. 1.000 Euro, falls du alle brauchst)! Kalkuliere das bei deinen Reisekosten ggf. mit ein.

Wie hoch sind die Behandlungskosten?

Das variiert (denke ich) von Arzt zu Arzt. Wir haben pro Beratung rund 20 Euro bezahlt und pro Spritze ca. 12 Euro. Also überleg dir gut, wie oft du bei deinem Arzt anrufst, um Infos einzuholen.

Gelbfieber & Co.

Nicht jede Impfung kann dir der Hausarzt verabreichen. Bei der „Japanischen Enzephalitis“ hatten wir Glück. Neuerdings bekommst du diese auch dort und musst nicht erst zum nächsten Tropeninstitut (!). Das ist dann aber leider bei der Gelbfieber-Impfung der Fall.

Wann brauchst du eine Gelbfieber-Impfung?

Hast du vor, deinen Trip in Südamerika oder Teilen Afrikas zu verbringen? Dann kann eine Gelbfieber-Impfung Sinn machen. Die Risiko-Gebiete stehen erstmal nicht auf unserer Liste. Deshalb haben wir diese Impfung vorerst (noch) nicht machen lassen. Hätte ich zeitlich tatsächlich auch nicht mehr untergebracht!

Alles halb so wild!

Mir stehen nun noch eine Hepatitis A-Impfung und die Schluckimpfung „Typhoral“ bevor. Dann bin ich endlich durch (juhuu!!)! Ein unglaublich gutes Gefühl nach so vielen Piksen! Zuletzt hatte ich die MMR-Impfung (Mumps, Masern, Röteln) bekommen, vor der ich wirklich Respekt hatte. Ein Lebend-Impfstoff, bei dem gerne mal deine Lymphknoten anschwellen. Und hier: Kenne ich tatsächlich recht wenig. Ich bin etwas matt und hänge in den Seilen.

Mit der Zeit habe ich mich an das Prozedere gewöhnt. Die Arzthelferinnen haben ihren Job gut erledigt. „Heute wieder eine Impfung Frau Söldner?“ – Ich war bekannt. Und auch unsere Ärztin sowie die Mitarbeitenden der Apotheke waren eine große Hilfe in dieser Zeit. Danke dafür!

Impfen gehört einfach zur Reiseplanung mit dazu. Aber alles halb so wild (wenn du genug Zeit hast)!

Hast du Fragen? Dann schreib mir gerne.

Danke fürs Lesen!

Eure Nicole

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