Oft fühle ich mich wie ein Vogel, gefangen im Käfig.
Im Außen ist die Welt schön, doch in meinem Inneren kämpfe ich mit alten Glaubenssätzen, Ängsten und Selbstzweifeln. Winde mich ständig in Sorgen und vertraue nicht auf meine Stärken. So gesehen bin ich vermutlich die Falsche in Sachen Ratschläge „raus aus dem inneren Käfig“. Aber auch mitten auf dem Weg kann man seine Bilanz ziehen und Erfahrungen weitergeben.
Im Artikel „Es lebe die Freiheit“ haben wir uns mit der Optimierung der äußeren Rahmenbedingungen beschäftigt. Es ging um Arbeitszeitreduktion, Bescheidenheit und den Fokus auf den wirklich wichtigen Dingen im Leben. Das ist aber nur die halbe Miete. Mit der gewonnenen Lebenszeit und der neuen inneren Einstellung haben wir nur das Handwerkszeug – also ran an die Arbeit!
Hier meine Tipps auf deinem Weg zur „inneren Freiheit“:
#1 _ Gieße deinen Garten – Du kommst zuerst!
Das klingt sehr hart, egoistisch, sittlich minderwertig. ABER: Es ist deine Pflicht, für dich gut zu sorgen! Nur wenn es dir gut geht, kannst du langfristig für andere da sein. Gieße deinen eignen Garten, damit er nicht austrocknet. Erst wenn du das verstanden hast und danach lebst, kann innere Freiheit einkehren. Du fühlst dich nicht mehr allen gegenüber so verpflichtet. Erst kürzlich habe ich mein Bauchgefühl übergangen und habe es mit einem Autounfall bezahlt. Das bringt dann am Ende niemandem etwas!
#2 _ Löse dich von zwischenmenschlichen Schieflagen
Du wirst mit Punkt 1 nicht immer auf Verständnis stoßen. Wer dich und deine Bedürfnisse nicht akzeptiert, ist es aus meiner Sicht nicht wert, in deinem engeren Kreis zu sein. Es ist ein Geben & Nehmen im ganzen Leben. Gerät die Waage länger und stärker in Schieflage, lohnt es ohnehin einmal den „Raum zu verlassen“ und diese zwischenmenschliche Beziehung zu hinterfragen. „Im Raum“ merkt man oft nicht mehr, wie energieraubend eine Verbindung sein kann.
#3 _ Was brauchst du?
Weist du überhaupt, was du „brauchst“? Eine Tasse Tee als Seelentröster? Körperliche Aktivität um Stress abzubauen? Natur, um zu erden? Gutes Essen, um zu genießen? Eine Umarmung, um aufzutanken? Ein klärendes Gespräch, um Spannungen zu lösen? Spüre tief in dich hinein, schließe die Augen, hol tief Luft und nehme dich einfach wahr. Du wirst die Eingangsfrage dann ganz von selbst beantworten können. Je öfter man diese Übung durchführt, desto feiner wird das innere Gespür.
#4 _ Wofür brennst du?
Als Kind wusstest du genau, wofür du brennst. Im Erwachsenenalter verlierst du oft den Zugang. Niemand darf mehr „einfach sein“, sondern muss sich permanent den Herausforderungen des Alltags stellen und je nach Rolle verbiegen. Wir sind gestresst, brennen aus und werden (oftmals) depressiv. Den einen erwischt es härter, den anderen weniger. Diejenigen, die es nicht erwischt, strotzen auch meistens nicht vor purer Erfüllung. Was können wir also tun? Aufhören zu funktionieren und anfangen zu leben! Schalte deine „Festplatte“ hin und wieder aus und fühle, was dich JETZT glücklich macht.
Ganz wichtig: Ohne Leistungsdruck! Male Bilder, die nicht perfekt sind. Singe Lieder in den schiefsten Tönen und tanz so richtig, vermeintlich peinlich ab. Wie du es als Kind getan hättest.
#5 _ Wer bist du?
Eine ernstgemeinte Frage? Ohja! Wie gut kennst du dich wirklich? Neben dem was du brauchst und für was du brennst – Für was stehst du? Welche Werte vertrittst du? Was sind deine Stärken und Schwächen? Wie gut kennst du deine Gefühle und noch viel wichtiger, wie gut kannst du damit umgehen? Und schon mal einen (seriösen) Persönlichkeitstest gemacht? Je besser wir uns kennen, desto leichter fällt es uns, uns besser zu verstehen. Ich habe lange nicht verstanden, wieso ich mich mit sehr fröhlichen Leuten mit leichtem Gemüt oft nicht so gut verstehe. Dann habe ich begriffen, dass ich vom Persönlichkeitstyp her einfach ein „Melancholiker“ bin und diese nun mal anders sind als „Sanguiniker“. Interessiert dich das Thema? Dann kann ich dir diese Quelle empfehlen: https://www.tipps-vom-experten.de/typus-temperamentenlehre/
#6 _ Warte nicht bis ans Ende deines Lebens!
Niemand lebt ewig. Auch du nicht. Nutze deine Zeit. Im Schnitt schauen Menschen um die 4 Stunden Fernsehen pro Tag. Das finde ich erschreckend. Bei den wenigsten wird es sich um Bildungs-TV handeln. Es gibt so viel Sinnvolleres als „Germanys next Topmodel“ & Co. (darf ja auch mal sein ;-)). Mir hat lange die Idee gefehlt, meine Zeit (gerade im Winter) intensiver und sinnvoller zu nutzen. Im Fitnessstudio war ich schon lange, im Sommer „non stop“ im Freien. Aber es fehlte noch etwas.
Aktuell erfüllt mich der Gedanke voranzukommen und dem gefühlten inneren Stillstand entflohen zu sein. Meine Weiterbildung zur Grafikdesignerin ist in den Endzügen. Das Schöne an dieser Art der Beschäftigung: Es erfüllt mich so wie kaum etwas anderes zuvor. Und auch wenn mir die bevorstehende berufliche Veränderung sehr viel Angst einjagt, bin ich froh voranzugehen und neue Erfahrungen sammeln zu können. Finde deine „Erfüller, dein „Vorankommen“. Gar nicht so leicht, ich weiß! Aber dranbleiben lohnt sich.
#7 _ Nichts ist schlimmer als Stillstand
Über „Mut“ habe ich schon in mehreren Beiträgen geschrieben. Ich denke Angst hält uns davon ab, das Leben zu leben, nach dem wir uns wirklich sehnen. Mir ging es viele Jahre so. Erst als der Leidensdruck sehr hoch war, bin ich ins Handeln gekommen. Ich wünsche mir im Nachhinein, ich hätte schneller reagiert und etwas geändert. Wie ihr wisst, habe ich mein Leben Anfang des Jahres komplett verändert. Ich habe einen großen Teil meines Hab und Guts verkauft, meine eigene Wohnung gekündigt, die Stadt verlassen. Und jetzt wechsle ich nach 9 Jahren Marketing auch noch meinen Job. Das hätte ich mich lange nicht im Geringsten getraut. Ich möchte jedem Mut machen, der aus Angst stehen bleibt. Natürlich kann es schief gehen, schlechter werden als zuvor. Aber es kann eben auch gut gehen und du kannst etwas daraus lernen!
#8 _ Finde deine Kraftquellen
Deinen Handyakku hast du im Blick, wieso deinen eigenen nicht? Eine Steckdose mit Ladekabel gibt es für uns leider nicht. Schön wärs 😉 Lebe nicht in der Notreserve. Gönne dir Pausen. Du leistet viel. Notiere dir die eigenen „Auflader“ schriftlich, damit du immer darauf zurückgreifen kannst.
Meine Kraftquellen: Manuel / Familie / gute Freunde (& gute Gespräche) / Sport (Krafttraining) / Wandern / Spazieren gehen (egal wo, Hauptsache Schritte) / (unberührte) Natur / Tiere / Sonne / Urlaub und Urlaubsvorfreude (inkl. Planung) / der ein oder andere YouTuber (z. B. Whats next) / Musik (je nach Laune) / eine Tasse Kaffee mit Milchschaum (im besten Fall mit Kuchen) / eine Wärmflasche / Saunabesuch / bekömmliches Essen / gemeinsam Lachen, Humor / ein aufgeräumtes Zuhause / neue Erfahrungen (Mikro-Abenteuer) / das Gefühl, etwas geschafft zu haben / …
Manchmal ist man soweit entladen, dass man erstmal damit anfangen sollte, etwas Ruhe einkehren zu lassen.
# 9 _ Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft
Kennt jemand von euch das Buch „Du musst nicht von allen gemocht werden. Vom Mut, sich nicht zu verbiegen“ von Fumitake Koga und Ichiro Kishimi? Ich habe es nach Empfehlung von einem guten Freund im letzten Urlaub gelesen. Dieses Buch kann ich auf jeden Fall auch weiterempfehlen, gerade wenn dich das Thema des Artikels interessiert. Laut dem Autor gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sehr nüchtern betrachtet gibt es nur das Hier und Jetzt. Deshalb macht es auch nur Sinn, sich darauf zu konzentrieren.
Nichts desto trotz würde es für mich nicht ganz ohne Zukunftsplanung gehen. Aber ich persönlich hänge noch viel zu oft in der Vergangenheit. Wie ist das bei dir? Ich glaube das ist ein ganz wichtiger Punkt in Richtung mehr innere Freiheit. Altes belastet uns oft sehr, wir tragen es wie einen schweren Rucksack mit uns herum. Wenn ich mich dabei ertappe, wie ich in Erinnerungen schwelge, versuche ich das Rampenlicht wieder zurückzuführen.
#10 _ Sei der Hauptdarsteller deines Lebens / Du in 5 Jahren?
Wenn du weißt, wer du bist, welche Bedürfnisse du hast und für was du brennst, hast du einen großen Schritt in Richtung „innerer Freiheit“, raus aus dem Käfig gemacht. Versuche es mit dir auch mal alleine auszuhalten (für mich auch oft noch schwer) und deine Gedanken nicht permanent mit allen Ablenkungsmitteln zu überspielen. Die innere Stimme wird irgendwann lauter. Unüberhörbar. Sei gnädig mit dir und versuche dich, deine Gedanken und deine Handlungen besser zu verstehen. Werde Hauptdarsteller deines Lebens und wenn du der Typ dafür bist, setze dir Ziele.
Wo soll DEINE „Reise“ hingehen? Halte es am besten schriftlich fest. Oder male es. Je nachdem, was für dich besser geht. Das kann der Motor sein, der dich antreibt. Der dich auch durch die harten Zeiten trägt.
Zum Abschluss eine (sehr treffende) Definition zur „inneren Freiheit“ von Virginia Satir (Psychotherapeutin):
- Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist,
– anstatt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird. - Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke,
– und nicht das, was von mir erwartet wird. - Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen,
– und nicht etwas anderes vorzutäuschen. - Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche,
– anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten. - Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen,
– anstatt immer nur auf „Nummer sicher zu gehen“ und nichts Neues zu wagen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Virginia_Satir)
Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß bei dem Ausbau deiner „inneren Freiheit“ 🙂
Danke fürs Lesen!
Eure Nicole